Freitag, 4. September 2015

Flucht ins Lächerliche

Die EU wird von Politclowns unterwandert und niemand merkt es. Diese Diagnose mag übertrieben klingen, aber es ist genau das, was die europäische Politik gerade zerreißt.

In einer Zeit, in der nichts wichtiger als ein gemeinsamer Konsens wäre.
In einer Zeit, in der täglich Tausende Flüchtlinge vor den Toren Europas stehen und auf Hilfe hoffen.
In einer Zeit, in der jeder Laie seine Meinung im Netz abgeben kann und die Politik damit gleichzeitig vor die größten inner- und außenpolitische Probleme der letzten Jahre stellt.

Und das betrifft nicht nur Deutschland, die Politik und die Medien, das betrifft jedes EU-Land, wie man an den unqualifizierten Aussagen eines ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán festmachen kann. Der erlaubt sich die Dreistigkeit, im EU-Parlament tatsächlich die alleinige Schuld am Flüchtlingsstrom Deutschland zuzuschieben. Dabei ist er nichts weiter als ein Staatsführer, der mit allen Mitteln der Vernunft gescheitert ist und stattdessen Militär und Gewalt im Kauf nimmt, um seine eigene Stellung zu festigen.

Da kommen Flüchtlinge in Budapest an und steigen am Hauptbahnhof in einen Zug, der sie, wie sie glauben, an die österreichische Grenze bringt. Stattdessen landen die Notleidenden aus dem Nahen Osten vor den Toren der Stadt in unmenschlichen Flüchtlingslagern. Damit werden sie genau zu dem, vor dem sie geflohen sind: zu Gefangenen.

Das hält Orbán natürlich für richtig, er ist ja auch der Meinung, weil so viele Menschen nach Deutschland wollen, sei allein Deutschland daran Schuld, dass in den Menschen der Drang geweckt wird, nach Europa zu fliehen.

Fakt ist, dass in Ungarn die meisten Flüchtlinge ankommen, versorgt werden sie dort aber nicht. Stattdessen werden sie genau in das Land geschickt, das ja der mutmaßliche Übeltäter ist: nach Deutschland.
Wohin auch sonst? Ist  Deutschland doch mitunter eines der äußerst wenigen Länder, die sich überhaupt um Flüchtlinge sorgen, und das, obwohl Deutschland selbst von blindem, unbegründeten Hass zerrissen wird.

Solange sich Länder weigern, Flüchtlinge aufzunehmen, oder deren Anzahl auf einige Hundert beschränken, wie es etwa in Polen gehandhabt wird, kann man keine Lösung finden.
Dabei liegt die Lösung klar auf der Hand: Eine durch die Mitgliedschaft in der Europäischen Union gebundene Anzahl an aufzunehmenden Flüchtlingen. Das ist leider unmöglich, weil das Parlament wie so oft mit sich selbst zu kämpfen hat. Das Problem sind ja nicht nur die uneinsichtigen Politiker, die sich gegenseitig die Schuld zuschieben, nein, es hat nicht einmal jemand im Sinn, das Problem zu lösen. In Deutschland werden Abschiebungslager errichtet, die EU-Grenzländer bauen Stacheldrahtzäune, die mit dem Militär bewacht werden. Jedes Land kocht sein eigenes Süppchen, ungeachtet dessen, dass die EU als Institution darunter zusammenbricht.

Das Problem ist nicht zu lösen, solange jedes Land eigensinnig denkt. Und es ist vor allem nicht mit Leuten wie Viktor Orbán zu lösen, Politikern, die jedes Problem nur von sich wegschieben. Aber das ist das Problem der EU. Es prallen zu viele Ansichten aus Ländern aufeinander, die mit einer offenen Grundeinstellung manchmal nichts mehr zu tun haben. So braucht sich allerdings auch niemand wundern, wenn irgendwann gar nichts mehr läuft.