Armselig.
Nichts weiter ist das Prestigeprojekt einer bayrischen Winzlingspartei im
Bundestag, die PKW-Maut. Verkehrsminister Alexander Dobrindt bekommt jetzt die
Rechnung dafür und das auch völlig zu Recht. Die EU-Kommission fügte dem
CSU-Projekt einen so verheerenden Schaden hinzu, sodass Dobrindt jetzt die
Notbremse ziehen musste und das umstrittenste Verkehrsprojekt der letzten Jahre
auf unbekannte Zeit verschieben musste.
Aber wie
konnte es überhaupt so weit kommen? Wie konnte man bei der CSU wirklich der
Meinung sein, den Bürgern scheinheilig das Geld über eine Senkung der KFZ-Steuer
wiederzugeben und dabei bei Ausländern
gnadenlos abzukassieren? Natürlich wird erneut alles auf die anderen geschoben.
Schuld ist wieder die böse EU, die ja nur an sich denkt und sich immer in die
Angelegenheiten des deutschen Staates einmischt. Aber kann man der EU-Kommission
verübeln, dass auch noch andere Länder Mitglied
im Staatenbund sind, die nicht nur ausgenutzt werden wollen, wenn deren
Bürger über deutsche Straßen fahren?
Die Grundidee
der Maut ist ja durchaus recht edel. Die Deutschen müssen in Österreich,
Italien und Frankreich Maut zahlen, dann sollen das die Autofahrer aus
Österreich, Italien und Frankreich auch in Deutschland machen. Dabei wird aber
vergessen, dass die betroffenen Fahrer auch in ihrem eigenen Inland für die
Benutzung der Straßen zahlen müssen. Aber Deutschland will sein eigenes
Süppchen kochen, hat es nur leider selbst versalzt.
Das
Verfahren am Europäischen Gerichtshof dürfte zu lange dauern, um die Maut noch
in der Legislaturperiode bis 2017 durchzusetzen, was danach geschehen ist
bleibt offen, profitierte von den Plänen doch nur eine einzige Partei: die CSU.
Selbst
innerhalb der Partei bröckelt der Rückhalt, die Union spaltet sich. Einige
reden vom Super-GAU, andere sehen sogar schon die Bundestagswahlen 2017 oder
die Landtagswahlen 2018 in Bayern in Gefahr. Und das nur, weil ein sturer
Ministerpräsident und ein ebensolcher Verkehrsminister die Maut einführen
wollten, obwohl nicht selten von europäischer Seite gewarnt worden, die Maut
werde gründlich untersucht werden. Da kommt es wie es kommen muss: Der Gesetzesentwurf
ist nicht mit den EU-Werten vereinbar. Selbst Schuld, könnte man da fast sagen.
Mit politischen
Plänen, die im Grunde von der gesamten „Normalbevölkerung“ gehasst werden, kann
man auf die Dauer aber keine erfolgreiche Politik machen. Das einzige Projekt, das die CSU zum Koalitionsvertrag
beigetragen hat ist gescheitert, und auch andere Themen werden in Bayern zum
Brennpunkt: Man denke an die Stromtrasse, die die Bevölkerung in ähnlicher
Weise gespalten hat.
Seehofer
hatte mal angekündigt, ohne PKW-Maut würde er keine Politik in der Großen
Koalition betreiben. Die Maut ist gescheitert. Seehofer muss also zu seinem
Wort stehen.