Wie Blatter der FIFA nur selbst
schadet
Kaiser. Ein
Titel, der bisher nur Franz Beckenbauer gebührte. Aber was ist der
FIFA-Präsident Josef Blatter denn auch anderes als ein gnadenloser
Fußball-Monarch, dem die Strukturen seiner eigenen Institution weitestgehend
egal sind? Da werden zwei Tage vor dem FIFA-Kongress, bei dem Blatter
selbstverständlich wiedergewählt wird, sieben hochrangige Funktionäre aufgrund
von undurchsichtigen Machenschaften verhaftet, das Ansehen der FIFA sinkt immer
tiefer und doch werden Vorfälle heruntergespielt, das Leben im Fußballolymp
geht scheinbar ganz normal weiter.
Was Blatter
dabei nicht beachtet: Er kann weiter seine Machtposition behalten und stärken,
aber was hilft das, wenn die FIFA von den Medien schon als Mafia bezeichnet
wird?
Eine Institution, die letztendlich für eines der größten sportlichen Ereignisse der Welt verantwortlich ist.
Eine
Institution, die für Fairness im Fußball stehen sollte, aber in den eigenen
Reihen alles andere als fair handelt.
Eine
Institution, von der eigentlich erwartet werden könnte, dass unter dem enormen
Druck der einzelnen Verbände, der Medien und auch der Spieler, Änderungen
durchgeführt werden können, um wieder den Sinn des Sports Fußball in den
Vordergrund zu rücken.
Aber genau
das wird nicht passieren solange Blatter noch die Zügel in der Hand hält. Doch wie
lange kann das noch gut gehen? Selbst UEFA-Präsident Michel Platini hatte auf Blatter
eingeredet und ihn zur Vernunft bringen wollen. Als DFB-Chef Wolfgang Niersbach
die Hand gegen Blatter erhob, soll dieser laut Blatters eigenen Aussagen von
Franz Beckenbauer „zusammengefaltet“ worden sein.
Und damit
noch einmal zur Kaiserrolle: Auch der ursprüngliche „Kaiser“ Franz Beckenbauer
wird immer mehr in die FIFA-Misere hineingezogen. Er ist einer der letzten
Mitstreiter Blatters, die noch das Bollwerk gegen den Spott der Fußballwelt bilden.
Dabei stellt sich erneut die Frage: Wie kann es sein, dass eine einstige
deutsche „Fußballlegende“ und ein stolpernder schweizer Monarch allein eine
Organisation stützen können von der sich ein Großteil der 209 nationalen
Fußballverbände langsam aber sicher abwenden?
Lange können
sie sich dieser Überlegenheit nicht mehr sicher sein, sollten die
schweizerischen und amerikanischen Behörden noch mehr Fälle aufdecken und den
Skandal einfach nicht abbrechen lassen. Dann bleibt Blatter eigentlich keine
andere Wahl mehr, als zurückzutreten. Ob er wirklich weitere vier Jahre
regieren kann sei dahingestellt, gut für das Ansehen der FIFA ist es sicherlich
nicht.
Auch mit
einem Rücktritt Blatters wäre es noch lange nicht getan. Solange korrupte,
mafiaähnliche Strukturen in der FIFA herrschen kann sie nicht zur Ruhe kommen,
eine Reform der gesamten Organisation ist hier nötig.
Dabei
sollten auch jegliche WM-Vergaben der letzten Jahre berücksichtigt werden. In
einem Land wie Katar, in dem jeden Tag Arbeiter zu Tode kommen, während sie
Stadien für die 2022 stattfindende Weltmeisterschaft bauen, kann man nicht ein
Fußballfest feiern, dass für Frieden und Harmonie steht. Der Bau mag zwar schon
zu weit fortgeschritten sein um eine WM im Wüstenstaat noch zu verhindern,
allerdings sollte man die Umstände doch deutlich verbessern.
Aber solange
die beiden Kaiser uneinsichtig weitermachen in ihrer zwielichtigen Behörde,
kann nur auf einen langsamen Zerfall ihres kleinen Fußball-Reiches spekuliert
werden, damit die FIFA sich wieder um das kümmern kann, wofür sie eigentlich da
ist: Den Fußball für alle Menschen erfahrbar zu machen ohne dabei unweigerlich
jemanden zu schaden.